Der Jakobsweg in der Weihnachtszeit – lohnt sich das oder doch lieber im Frühling?
Der Jakobsweg in der Weihnachtszeit – lohnt sich das oder doch lieber im Frühling?
Der Jakobsweg hat viele Gesichter. Im Sommer riecht er nach Staub, Sonnencreme und überhitzten Wanderschuhen. Im Frühling nach nasser Erde und frischen Anfängen. Und im Winter? Da wirkt er oft wie ein zurückhaltender Gastgeber: ruhig, leer, manchmal etwas ruppig. Weihnachten auf dem Camino klingt romantisch – aber ist es das auch?
Ich war selbst schon einmal Ende Dezember zwischen Pamplona und Logroño unterwegs. Kurzer Spoiler: Meine Thermoskanne ist damals zum heimlichen Pilgerstar aufgestiegen.
Warum der Jakobsweg zu Weihnachten eine besondere Erfahrung sein kann
1. Stille – echte Stille
Nicht dieses „Achtsamkeits-App“-Gedudel, sondern die Sorte Stille, die man fast hören kann. Weniger Pilger, kaum Verkehr, geschlossene Bars in kleinen Dörfern. Der Weg gehört dir (meistens) allein. Das macht den Kopf frei – oder leer. Beides ist okay.
2. Spiritualität ohne Gedränge
Die Weihnachtszeit bringt auf dem Camino eine andere Stimmung mit sich. Kirchen sind oft geschmückt, selbst winzige Kapellen wirken ein bisschen feierlicher. Manchmal trifft man kleine Dorfgemeinden beim Gottesdienst. Man wird freundlich angesehen, manchmal eingeladen. Kein touristischer Andrang, eher echtes Leben.
3. Milde Überraschungen
In Galicien kann es an Weihnachten plötzlich nach Frühling riechen. Grün, feucht, weich. Während du durch Kastanienhaine wanderst, tauchen Nebelschwaden auf, die aussehen wie ein schlecht gelaunter Zaubertrick. Das hat Charme.
Aber: Der Jakobsweg im Winter hat seine Tücken
1. Wetter – und zwar launisch
Der Atlantik schickt Regen, Wind und gelegentlich Schnee Richtung Pilger. Die Pyrenäen? Oft gesperrt. In Kastilien kann es nachts zweistellige Minusgrade geben. Wer friert, wandert weniger gern. So simpel ist das.
2. Albergues geschlossen
Viele Herbergen machen Winterpause. Manchmal steht man im Dunkeln im Dorfzentrum und liest an der Tür: „Cerrado hasta marzo.“ Dann bleibt nur improvisieren: Pension, Casa Rural, weiterlaufen. Nicht dramatisch, aber man sollte drauf vorbereitet sein.
3. Kürzere Tage
Im Dezember wird es früh dunkel. Wer gern lange Etappen macht, muss umplanen. Und Stirnlampen sind plötzlich nicht nur etwas für Trekkingfreaks.